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Häusliche Gewalt: Kein Drehtüreffekt

Opferschutz und Prävention stehen im Mittelpunkt

(maf) In den ersten neun Monaten dieses Jahres musste die Polizei in Karlsruhe zu mehr als 200 Einsätzen wegen häuslicher Gewalt ausrücken. In knapp der Hälfte der Fälle wurde ein Platzverweis verhängt - eine Praxis, die seit dem Jahr 2000 in der Fächerstadt verfolgt wird und die es Gewalttätern verbietet, sich ihrem Opfer für mindestens sieben Tage zu nähern. Die Erfahrungen aus den Einsätzen würden systematisch ausgewertet, legte die städtische Frauenbeauftragte Annette Niesyto jetzt bei einem Pressegespräch im Rathaus großen Wert auf die kontinuierliche Entwicklung des Verfahrens.

Niesyto hat die Federführung in der Projektgruppe "Häusliche Gewalt", in der Justiz, Polizei, Kommune und örtliche Frauenverbände Hand in Hand arbeiten.

Aber alleine mit Krisenintervention ist es nicht getan. Damit kein Drehtüreffekt entsteht und sich die Eskalation nicht in unschöner Regelmäßigkeit wiederholt, ging 2005 die "Clearingstelle Häusliche Gewalt" an den Start. Mitarbeiterinnen der beiden Frauenberatungsstellen Haus 13 (Telefon 84 90 47) und Sozialdienst katholischer Frauen (Telefon 913 75 18 und 913 75 10) nehmen Kontakt zu Betroffenen auf. Voraussetzung ist, dass die Frauen das auch wollen. Die Polizei fragt deshalb in der Akutsituation vor Ort nach, ob sie mit der Weitergabe ihres Namens, ihrer Adresse und Telefonnummer einverstanden sind. Zu 80 Prozent nähmen die Frauen das Angebot wahr. Für Annette Niesyto ist die Einrichtung der Clearingstelle ein "Meilenstein". Mit ungewisser Zukunft. Denn die Mittel aus dem Europäischen Sozialfond zu dessen Finanzierung fließen nur noch bis Jahresende.

Weitere Glieder in der Interventionskette sind der Soziale Dienst (133-5301), der sich um die im Haushalt lebenden und oftmals traumatisierten Kinder kümmert, sowie die Beratungsstelle für Täter bei Gewalt im sozialen Nahraum (Telefon 509 04 59), die auch Anti-Gewalt-Trainings im Programm hat. In den Gruppen fänden sich Teilnehmer aus allen gesellschaftlichen Schichten, deren Motivation für eine langfristige Änderung ihres Verhaltens ganz unterschiedlich gelagert sei, erklärt Michael Petermann vom Sozialen Dienst. Manche Männer erfüllten ihre Bewährungsauflage, manche kämen über den Täter-Opfer-Ausgleich hinein. Ein Großteil reflektiere sein Verhalten vor allem wegen der Kinder, "die ihre Väter so sehen müssen". Wie wichtig die gezielte Ansprache der Schläger ist, zeigt das Negativbeispiel fast schon chronischer Gewaltbereitschaft. In einem Fall erhielt ein und derselbe Mann bei verschiedenen Partnerinnen 13 Mal die "Rote Karte". Einige Unbelehrbare reichten sogar noch Widerspruch gegen den Platzverweis ein, aber "unsere Entscheidung wurde in allen Fällen bestätigt, wir haben noch kein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht verloren", erklärte Gerda Goschi vom Amt für Bürgerservice und Sicherheit (BuS).

Eine beim städtischen Frauenbüro (Telefon: 133-30 62) und den Beratungsstellen kostenlos erhältliche Broschüre informiert über das Thema. Das Heft liegt auch in englischer, kroatischer, russischer und türkischer Sprache vor.




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Stadt Karlsruhe 2006 - Inhalt: Presse- und Informationsamt - Web: Medienbüro